Wer jetzt allerdings einen langen Beschaffungsweg vermutet, wird zumindest in Teilen enttäuscht. Angesichts der jüngsten Vorkommnisse – vom Überflug russischer Drohnen über Polen bis zum Vorfall am Flughafen München – geht die Bundeswehr neue Wege.
„Gerade jetzt ist es entscheidend, praktische Antworten auf diese wachsende Bedrohung zu finden, deshalb lädt die Bundeswehr vom 20. bis 24. Oktober 2025 auf den Truppenübungsplatz Bergen ein“, berichtet der Cyber- und Innovationshub der Bundeswehr (CIHBw).
Dieser erste Test erinnert stark an das Vorgehen der Ukraine zur Erprobung neuer Systeme, die immer eng mit der Truppe an deren Anforderungen angepasst werden. Bei der Bundeswehrbeschaffung gab es hingegen einen deutlichen, gewollten Abstand zwischen den Beschaffern und der Industrie, eine gemeinsame Entwicklung im engen Austausch eher ausgeschlossen.
Doch nun startet die Bundeswehr in dieser Woche auf dem Truppenübungsplatz Bergen erstmals eine tatsächliche Austauschplattform, ein eigenes Testfeld. Anmelden konnte sich jeder, nach einer Vorauswahl wurden schnell alle vorhandenen Plätze belegt. Die Unternehmen, Start-ups oder Entwickler können nun in dieser Woche ihre Systeme gemeinsam mit Soldaten der Bundeswehr und unterstützt durch den CIH in einem realistischen Umfeld demonstrieren und sich direkt das Feedback der Soldaten einholen. Während die Soldaten eher den praktischen Nutzen beurteilen, stehen Vertreter des CIHBw für mögliche weitere Umsetzungsschritte bereit.
Dieses erste Testbed der neuen Vorgehensweise zur Beschaffung von Drohnen konzentriert sich auf Abfangdrohnen – also jene Systeme, die andere Drohnen bekämpfen. „Das Ziel der Bundeswehr: Den Markt sichten, Use Cases schärfen und Partnerschaften eröffnen oder vertiefen“, berichtet der CIHBw. „Es geht speziell um c(UAV), sprich Drohnenabwehr. Dabei sind sowohl Lösungen im Bereich Aufklärung als auch Effektorik gerne gesehen. Egal ob frühe Entwicklungsphase oder marktreif: Ihr seid willkommen.“
Es bleibt zu hoffen, dass diese Ergebnisse dann auch in schnelle Beschaffungen umgesetzt werden können. Denn gerade im Bereich der Drohnen und Drohnenabwehr gilt es hier alle neuen Technologieentwicklungen zu bedienen, um eine tatsächliche Abschreckung gegenüber Russland realisieren zu können. Finanzielle Mittel sind hierfür zwar auch wichtig – und zehn Milliarden gerade im Bereich der günstigen Kleinsysteme sehr viel Geld – allerdings ist Zeit ein deutlich entscheidenderer Faktor. Und hierauf wurden die deutschen Beschaffungswege nicht optimiert. Bisher zumindest.